Design Thinking: Auswirkungen innovativer Methoden auf Genderfaktoren in der IT

Christine Regitz

(SAP SE)

Workshop 15:00 – 16:00 Uhr

Zu Beginn des Workshops befragte Christine Regitz die 19 Teilnehmer/innen (18 w/ 1 m), ob ihnen die Methode des Design-Thinking bekannt sei. Einige bejahten die Frage. Im Folgenden ging sie kurz darauf ein, die Methode vorzustellen. Im Wesentlichen geht es darum, die Anforderungen von Endbenutzer/innen an Systeme von vornherein in die Entwicklung einzubeziehen. Es handelt sich dabei um einen iterativen Prozess und ist zugleich eine agile Methode. Entwicklungsteams sind inter- und multidisziplinär besetzt. Der Mensch steht im Mittelpunkt.

Folgende Leitfragen rahmen den Prozess:

  • Was braucht ein Mensch, um seine tägliche Arbeit gut machen zu können?
  • Welche Prozesse werden benötigt?
  • Welche Benutzerführungen werden benötigt? 
  • Welche IT-Systeme werden benötigt?

In Bezug auf die Technik, die immer wichtiger wird, muss die Machbarkeit geprüft werden. Aufgrund der Schnelllebigkeit technologischer Entwicklung wird heute darüber nachgedacht, was in drei Jahren möglich ist. So hat Steve Jobs (Apple) in den neunziger Jahren seine Ideen entwickelt, die dann einige Jahre brauchten, bis sie umsetzungsreif waren. Zuerst kommt immer die Idee. Dabei sind alle einzubeziehen: Die Finanzabteilung, die IT-Abteilung, das Marketing bzw. der Verkauf und die Sachbearbeiter/innen. Wenn alle zusammengebracht sind entsteht dann die Innovation. Das ist der Design-Thinking-Ansatz. Er besteht im Wesentlichen aus drei Elementen: 

  1. Der Mensch steht im Mittelpunkt, da die Technik von ihm zu benutzen ist. Sie soll daher intuitiv bedienbar sein, damit nur ein geringer Schulungsaufwand entsteht.
  2. Es braucht einen gesteuerten Prozess, damit die Menschen, die hier zusammenarbeiten, ein gemeinsames Ergebnis hervorbringen. Dem daraus resultierenden Produkt sollen alle Anforderungen inhärent sein. 
  3. Um kreativ zu arbeiten, braucht es Raum dafür. Dafür werden Coworkig-Spaces eingerichtet, die mit vielen Materialien wie Knete und Knöpfe sowie verrückbaren Möbeln und Wänden ausgestattet sind. 

Immer wichtiger werden Designer in dem multidisziplinären Team, da die Ansprüche an die Benutzeroberflächen immer wichtiger werden. Die alten, klassischen schwarz-grünen schreibmaschinenartigen Oberflächen waren zwar nicht schön, aber funktional. Heute steht das Design stärker im Vordergrund. 

Das Team entwickelt eine Persona, die ein Problem lösen soll. Zur Lösung des Problems soll eine Oberfläche entwickelt werden. Die Persona ist eine hypothetische Person, die ganz konkret beschrieben wird mit Alter, Geschlecht, woher sie kommt und welche Hobbys sie hat. An ihr orientiert sich der Design-Thinking-Prozess. Sobald eine Idee entwickelt wurde, wird ein Prototyp erstellt. Dieser wird dann im weiteren Verlauf validiert, implementiert, getestet und ausgeliefert. Hierbei wird das Produkt mehrfach dem Test unterzogen, ob es das macht, was es sollte, ob kein Gedankenfehler in der Benutzerführung aufgetaucht ist und ob die Endbenutzer/innen mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Bei der Erstellung der Persona stellt sich die Frage, ob sich der Gender-Bias der Mitarabeiterinnen und Mitarbeiter darauf überträgt. Niemand kann sich davon lossagen, da Menschen als Teile von Gesellschaften beeinflusst werden. Es stellt sich die Frage, ob mit der Methode der Persona der Gender-Bias eher noch manifestiert wird, obwohl dieser ja gerade aufgebrochen werden soll? Andersherum gefragt: Was kann getan werden, damit das nicht passiert? Wo sind Gefahren und was ist problemlos?  Inwieweit verhindert der Prozess, dass auf männliche Werte ausgerichtete Unternehmensstrukturen repliziert werden, inwieweit fördert er das?

Im Folgenden wurde ein World Café durchgeführt an mehrern Stelltafeln durchgeführt. Jede Stelltafel war mit einer Frage versehen, die in einem vorgesehenen Zeitfenster von den Teilnehmer/innen diskutiert werden konnte. 
Zum Thema Persona wurde festestellt, dass möglicherweise auf das Geschlecht verzichtet werden kann. Oder aber, dass zunächst Eigenschaften festgelegt werden, das Geschlecht aber zuletzt als Merkmal hinzugefügt wird, um Stereotypen zu vermeiden. Das allerwichtigste ist die Haltung und eigene Denkweise („Mindset“), die beim Individuum ansetzt. Als weitere, wichtige Aspekte wurden genannt: Fehlerkultur, Offenheit, transparente Kommunikation und flache Hierarchien. Vorderstes Ziel ist, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und dafür sowohl auf struktureller als auch individueller Ebene neu zu denken.

Workshop Christine Regitz

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