Begrüßung

Prof. Nicola Marsden

(Hochschule Heilbronn, wissenschaftliche Leiterin GEWINN)

9:30 - 9:45 Uhr 

Prof. Dr. Nicola Marsden begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer herzlich zum 4. GEWINN-Fachtag. Als sie aus dem Zug in München ausgestiegen ist, ist ihr direkt ein Poster zum Thema „Künstliche Intelligenz“ aufgefallen: Die „ScienceStation“ hat in der Bahnhofshalle dazu informiert. Das Thema ist an allen Ecken und Enden präsent und aktuell, so dass es gut passt, dass das GEWINN-Projekt das Thema aufgegriffen hat.

Das Verbundprojekt „Gender. Wissen. Informatik. Netzwerk zum Forschungstransfer des interdisziplinären Wissens zu Gender und Informatik (GEWINN)“ wird vom BMBF gefördert. Die Partner sind die Hochschule Heilbronn, die Universität Siegen und das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. Die Beteiligten haben sich auf die Fahne geschrieben, die Rolle von Frauen in Unternehmen zu stärken. Die erste Säule des Projekts ist die Übersetzungsarbeit: Das, was in den Genderwissenschaften erforscht wird, soll für Unternehmen nutzbar gemacht werden. Dazu gehören auch die fünf Fachtage im dreijährigen Förderzeitraum. Die vergangenen Fachtage haben sich mit „Agilität in der Softwareentwicklung“, „Organisationskulturen in der IT“ und „Frauen in der IT-Branche: Neue Wege im HR-Management“ beschäftigt. Die zweite Säule besteht aus der Gestaltung von gendergerechter Software und Kultur, wofür Handlungsempfehlungen entwickelt werden. Die dritte Säule – ebenfalls ein zentraler Punkt bei den Fachtagen – ist die Vernetzung. Sich mit Menschen auszutauschen, die die gleichen Themen bewegen, ist ein großer Nutzen für alle. Aus diesem Grund waren die Workshops interaktiv angelegt. Nicola Marsden ermunterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, diese Chance wahrzunehmen. Zwei Vorträge und neun Workshopsessions von insgesamt 16 Referentinnen und Referenten erwarteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nicola Marsden bedankte sich bei letzteren für ihr Engagement.

Dass die Veranstaltung in den Räumen der Technischen Universität München (TUM) stattfinden konnte, ist Susanne Ihsen zu verdanken, die seit 2004 Professorin für Gender in den Ingenieurswissenschaften war. Gemeinsam mit Nicola Marsden und Barbara Schwarze bildete sie den geschäftsführenden Vorstand des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V.. Nach der Kuratoriumssitzung im Sommer 2018 hatten Nicola Marsden und Susanne Ihsen den Fachtag gemeinsam geplant – sechs Wochen später ist Susanne Ihsen überraschend verstorben. Sie war eine wichtige Person, wenn es um das Thema der Chancengleichheit in der Informatik und den Ingenieurswissenschaften geht. Ein großer Dank ging an Prof. Dr. Anne Brüggemann-Klein, deren Fachbereich eingesprungen ist, sodass der Fachtag dennoch an der TUM stattfinden konnte.

Nach der Begrüßung warf Nicola Marsden einen inhaltlichen Blick auf das Thema des Fachtags. Eine aktuelle Auswertung des AI Now Instituts zeigt die katastrophalen Folgen des „lack of Diversity“ in der KI auf (1). Dieser zeigt sich auch in der Bebilderung von KI, wie eine Zusammenstellung von Spiegel Online verdeutlicht (2). Computerthemen zu illustrieren, ist eine Herausforderung, weil diese abstrakt sind – KI ist da keine Ausnahme. Nicola Marsden präsentierte besonders seltsame bis abschreckende Beispiele. Häufig werden humanoide Roboter abgebildet, um KI im Einsatz darzustellen, obwohl Robotik ein eigenes Thema ist. Bei den Beispielen stellen sich Fragen wie: Warum sollten Roboter Kopfhörer tragen? Wer wäre von einer KI beeindruckt, die eine Tastatur braucht und diese im Ein-Finger-System bedient? Warum muss ein selbstlernendes intelligentes System ratlos in ein Lehrbuch schauen oder zu Liebesratgebern greifen? Was soll uns die Zusammenstellung von Schraubenschlüssel, Zahnrädern, Großraumbüro und Frachtschiff sagen? Die Darstellung von Maskulinität ist nicht weniger klischeebehaftet: Auf der einen Seite gibt es einen männlich anmutenden Roboter im Hacker-Hoodie, auf der anderen Seite einen weiblich anmutenden Roboter in einer Smart-Home-Küche. Obwohl es bei KI im weitesten Sinne um Software geht, die eine gewisse funktionale Ähnlichkeit mit einem menschlichen Gehirn aufweist, irritiert  das Bild eines leuchtenden Gehirns über einem körperlosen Anzug mit Krawatte. Nicola Marsden ermunterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtags, sich zu besseren Bildern inspirieren zu lassen und gerne Gegenbeispiele zu sammeln, die keine fragwürdigen Aussagen enthalten.

Zum Abschluss gab Nicola Marsden noch einige organisatorische Hinweise. Nach der Eröffnungskeynote von Ulrike Irmler konnten aufgrund einer erfreulich großen Resonanz von Seiten der Vortragenden drei Workshopsäulen parallel ermöglicht werden. Jede Säule enthielt Input aus Unternehmen, aus der Wissenschaft und aus der Zivilgesellschaft, so dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel mitnehmen konnten. Nach einem großen Dank an das fördernde Ministerium, das den Fachtag ermöglicht hat, wünschte Nicola Marsden den Anwesenden viel Erfolg und gute Gespräche.

(1) https://ainowinstitute.org/discriminatingsystems.pdf
(2)  https://www.spiegel.de/netzwelt/web/die-lustigsten-stockfotos-zu-kuenstlicher-intelligenz-a-1211474.html

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