Wie Design-Thinking hilft, weibliche IT-Talente zu gewinnen

Elena Gehring, Kira Paul

(Sopra Steria Consulting)

Workshop 13:00 – 14:30 Uhr

Elena Gehring und Kira Paul arbeiten bei Sopra Steria Consulting, einem IT- und Management-Beratungsunternehmen mit französischem Mutterkonzern und etwa 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland. Anhand von Unterlagen erarbeiteten die Referentinnen gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie Design-Thinking dabei hilft, weibliche IT-Talente zu gewinnen und zu halten. Der Prozess, der normalerweise ein bis zwei Tage oder noch länger dauert, wurde exemplarisch durchlaufen.

Bei Sopra Steria Consulting ist das Thema Diversity zu einer Management-Priorität geworden, und es werden verschiedene Maßnahmen, unter anderem zur Förderung von Frauen und zur Sensibilisierung, umgesetzt. Es gibt ein „Female Talents Program“ mit Mentoring und Coaching, regelmäßige „Women Round Tables“ für den Austausch zu fachlichen Themen und eine geschlossene, interne Gruppe „Netwomen“, um sich zu vernetzen und Informationen auszutauschen. Mit der Einrichtung eines „Diversity Chair“ steht eine konkrete Ansprechperson zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es Thementage für Managerinnen und „Cross Mentoring“ zur Unterstützung weiblicher Führungskräfte. Diese Maßnahmen sind notwendig, weil die Diversität im Unternehmen, ähnlich wie in der IT-Branche generell, noch nicht so ausgeprägt ist.

Beim Design-Thinking gibt es verschiedene Modelle – Elena Gehring und Kira Paul nutzten „Double Diamond“, der aus Problemraum und Lösungsraum besteht. Im Problemraum wird das Problem betrachtet und eine Ausgangsfragestellung definiert. Es gilt, die ausgewählte Zielgruppe zu verstehen anstatt für die eigene Idee ein passendes Problem zu finden. Sobald das Problem verstanden ist und genug Informationen gesammelt wurden, geht es in den Lösungsraum. Dort können ganz frei und ohne Grenzen Ideen entwickelt werden. Aus der Synthese der Ideen ergibt sich ein Prototyp, mit dem weitergearbeitet werden kann, z. B. mit der Scrum-Methode. Wichtig ist, dass sich die Lösungen  an der Zielgruppe orientieren.

Die Herausforderung für den Workshop lautete: Wie können weibliche IT-Talente für Unternehmen gewonnen werden? Zunächst wurde der Problemraum geöffnet, indem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich zu zweit gegenseitig befragten, um auf Basis der persönlichen Erfahrungen das Kernproblem zu finden. Befragungen sind nur eine von vielen möglichen Wegen, Informationen zu sammeln. Im nächsten Schritt ging es weiter in die Tiefe, um die Hintergründe zu verstehen: „Warum ist das ein Problem?“ Da in diesem Fall die Zielgruppe feststand, wurde keine Persona entwickelt, wie sonst üblich. Im Lösungsraum notierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vier Ideen zur Lösung des Kernproblems. Ein anschließender Austausch darüber sollte sicherstellen, dass das Team auf der richtigen Fährte ist. Wurde eine Idee als Favoritin bestimmt, wurde diese mit dem „Google-Prinzip“ noch einmal ganz groß gedacht ohne Rücksicht auf Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, um die Perspektive zu erweitern. Genauso wurde nach dem Prinzip „Keep it simple" erarbeitet, was weggelassen werden könnte.

Im letzten Teil wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mithilfe von Materialien wie bunter Pappe, Klebepunkte, Figuren u.ä. kreativ, bauten ihre Prototypen und inszenierten eine Geschichte dazu. Zwei davon wurden im Plenum vorgestellt:

  • Eine Teilnehmerin hatte als Kernproblem definiert, dass das Verständnis für Zugangsbarrieren für Frauen in der ITBranche fehlt. Ihr Lösungsvorschlag bestand aus einem Sensibilisierungstool, das eine Fragestellung enthält, die auf die eigene gesellschaftspolitische Verantwortung verweist: „Frage deine ungeborene Tochter, wie sie arbeiten und leben möchte“. Durch diese Aufgabe soll ein Gedankenprozess angestoßen werden, um einzelne Themen wie Gender und Nachhaltigkeit nicht mehr explizit thematisieren zu müssen. Das Sensibilisierungstool könnte sowohl für Männer als auch für Frauen bei der Bewerbung für technische Studiengänge oder IT-Berufe eine Auflage für das Motivationsschreiben sein, aber auch in anderen Settings auf unterschiedlichen Ebenen genutzt werden, um den Diskurs anzuregen.
  • Beim zweiten Beispiel lautete die Fragestellung: „Wie finde ich als Frau in der ITBranche einen Arbeitgeber, der zu mir passt und bei dem ich mich wohlfühle?“ Der Prototyp enthielt ein Paket aus Mentoring-Maßnahmen: Frühes Mentoring, um junge Frauen zu ermutigen; unterschiedliche Mentor/innen für unterschiedliche Fragestellungen; freie Wahl einer Mentorin/ eines Mentors beim Einstieg in ein Unternehmen für die ersten ein bis zwei Jahre, um bei der Spezialisierung u. ä. zu unterstützen.

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